Das Dorf hat ca. 2500 Einwohner (also für isländische Verhältnisse ist das
schon eine Stadt) und ist wie aus dem Ei gepellt. Ein bisschen amerikanisch
anmutend: kleine, großteils weiße Häuschen, perfekt gemähter Rasen, Blümchen in
den Vorgärtchen. Perfekte Straßen, alles wie in einem modernen Freilichtmuseum.
Menschen sieht man da auch nicht viele, manchmal fahrende Autos.


Es ist der erste urbane
Ort (außer Reykjavík) von dem ich viele Fotos gemacht habe. Irgendwie
unwirklich wirkt es. Hveragerdi ist aber echt und ist ein heißes Pflaster. Wörtlich.


Die Erde hier - mitten im Ort und in der gesamten Umgebung
zischt und pfeift und dampft. Es ist ein Geothermalgebiet. Die Einwohner nutzen
die Erdwärme, um zu heizen, Heißwasser zu bekommen, unzählige
Gewächshäuser zu
beheizen. Diese prägen auch das Stadtbild: es werden Blumen und Gemüse
angebaut, sogar Brot wird mit Erdwärme gebacken.

Es gibt auch ein Restaurant, das mit Erdwärme kocht.
Die Blumen zieren auch das Städtchen, man nennt Hveragerdi die blühende Stadt.
Über dem Ort und auf den Hängen sieht man Dampfwolken, Druck- oder Dampfventile
und Leitungen.
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Reykjaladur- das Geothermalgebiet |
Das Highlight ist aber die Wanderung in den umliegenden Bergen,
entlang vieler Schlammlöcher, die kochen und Schlamm in die Luft jagen, nach Schwefel
stinkenden Quellen und sonstigen Öffnungen und Spalten...
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Heißer Fluss |
Dann trifft man auf einen heißen Fluss und wandert
weiter Richtung dessen Quelle. Davor kommt aber ein hübsches Tal, wo das Wasser
langsamer fließt. Und hier badet man. Es ist schlicht und einfach fantastisch!
Man soll für die Wanderung auch das Badezeug mitnehmen, hier hat man fließende Hot Pots,
mit Temperaturen über 40 Grad. Es war der Hit des Tages - ich war fast eine Stunde
dort. Natürlich musste ich immer wieder raus, der Kreislauf schafft das nicht
so lang. Das Stehen am Flussufer bei 14 Grad Lufttemperatur war dann
zwischendurch ein fantastischer Ausgleich.
Nach der Wanderung ging ich zurück in
mein "Hotel". Die Anlage hat zwei Swimmingpools, mehrere Hot Pots,
einen Whirlpool und Wassermassagen. Die Pools werden nicht stark genutzt, man
hat sie oft für sich allein. Also: ich war um 16:00 Uhr zurück, mein Bus ging
erst um sechs, ich war also zum zweiten Mal heute baden. Diesmal in den
gepflegten Pools der Naturheilklinik (man sagt, der besten des Landes).
Die Zusammenstellung des Tages: 5 Stunden besichtigen und wandern, zwei Stunden
baden - so lässt es sich gut leben :-).
Ich dachte ich bleibe im Ort zwei Tage, blieb aber nur einen. Gestern bin
ich ohne Reservierung hingekommen, der Ort war (typisch) wie ausgestorben, Unterkünfte
hier kaum vorhanden. Die Tourist Info schließt um 17:00 Uhr, ich war erst nach
18:00 Uhr da. Ich war leicht verzweifelt. Ich ging dann zu dem Guesthouse, wo
ich ursprünglich übernachten wollte, das aber ausgebucht war. Die Besitzerin
telefonierte für mich die hiesigen Unterkünfte durch und das einzige, was frei
war und nicht Fortune gekostet hat, war ein Zimmer in der Gesundheits- und Rehabilitationsklinik,
die seit kurzem Zimmer auch für Nichtkurgäste vermietet. Es war das
schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis, das ich in den drei Wochen hatte:
umgerechnet 94 Euro für ein Zimmer ohne eigenes Bad, mit der Einrichtung aus
den 80ern! Das Frühstück war inkludiert, aber, da es sich um eine Naturheilanstalt
mit super gesunder Küche handelt, gab es keinen Kaffee und sonst nur
vegetarische Sachen. Und nicht gerade viel Auswahl, aber Lebertran zum Trinken...
Gut dass ich meinen
rescue-nescafe mit habe, nach dem Frühstück machte ich mir einen Kaffee im Zimmer. Das Gute an dem Zimmer war aber, dass ich eben gestern Abend und heute
Nachmittag baden konnte. Das war schön und sehr entspannend, vor allem die Wassermassagen.
Die supergesunden Schlammbehandlungen und (Hand)Massagen habe ich nicht
bekommen - die wären extra zu zahlen.
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Seljalandsfoss |
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Seljalandsfoss - hinter der Bühne |
Gestern, auf dem Weg von Skogar nach Hveragerdi haben wir noch einen kurzen Stopp beim Seljalandsfoss
(66 m hoch) gemacht. Für mich war das der erste Wasserfall, den ich von
hinten gesehen habe. Leider aber nur ganz kurz und schon mussten wir
unsere Reise fortsetzen...
Jetzt bin ich schon wieder in Reykjavik
und übernachte wieder in "meinem" Hotel. Morgen in der Früh mache ich
einen Tagesausflug nach Thingvellir (oder Pingvellir, das P hat das Baucherl in
der Mitte und wird als englisches th ausgesprochen). Am Anfang der Reise wollte
ich einen Tag dort übernachten, aber ohne Zelt ging es nicht. Jetzt habe ich
ca. 7 Stunden für die Gegend. Es ist der Grabenbruch zwischen den tektonischen Platten
von Nordamerika und Eurasien.