Mittwoch, 25. Juli 2012

25.07.12 Hveragerdi


Das Dorf hat ca. 2500 Einwohner (also für isländische Verhältnisse ist das schon eine Stadt) und ist wie aus dem Ei gepellt. Ein bisschen amerikanisch anmutend: kleine, großteils weiße Häuschen, perfekt gemähter Rasen, Blümchen in den Vorgärtchen. Perfekte Straßen, alles wie in einem modernen Freilichtmuseum. Menschen sieht man da auch nicht viele, manchmal fahrende Autos.

Es ist der erste urbane Ort (außer Reykjavík) von dem ich viele Fotos gemacht habe. Irgendwie unwirklich wirkt es. Hveragerdi ist aber echt und ist ein heißes Pflaster. Wörtlich.
Die Erde hier  - mitten im Ort und in der gesamten Umgebung zischt und pfeift und dampft. Es ist ein Geothermalgebiet. Die Einwohner nutzen die Erdwärme, um zu heizen, Heißwasser zu bekommen, unzählige
Gewächshäuser zu beheizen. Diese prägen auch das Stadtbild: es werden Blumen und Gemüse angebaut, sogar Brot wird mit Erdwärme gebacken.
Es gibt auch ein Restaurant, das mit Erdwärme kocht.
Die Blumen zieren auch das Städtchen, man nennt Hveragerdi die blühende Stadt. Über dem Ort und auf den Hängen sieht man Dampfwolken, Druck- oder Dampfventile und Leitungen.

Reykjaladur- das Geothermalgebiet






Das Highlight ist aber die Wanderung in den umliegenden Bergen, entlang vieler Schlammlöcher, die kochen und Schlamm in die Luft jagen, nach Schwefel stinkenden Quellen und sonstigen Öffnungen und Spalten...

Heißer Fluss
Dann trifft man auf einen heißen Fluss und wandert weiter Richtung dessen Quelle. Davor kommt aber ein hübsches Tal, wo das Wasser langsamer fließt. Und hier badet man. Es ist schlicht und einfach fantastisch!

Man soll für die Wanderung auch das Badezeug mitnehmen, hier hat man fließende Hot Pots, mit Temperaturen über 40 Grad. Es war der Hit des Tages - ich war fast eine Stunde dort. Natürlich musste ich immer wieder raus, der Kreislauf schafft das nicht so lang. Das Stehen am Flussufer bei 14 Grad Lufttemperatur war dann zwischendurch ein fantastischer Ausgleich.

 Nach der Wanderung ging ich zurück in mein "Hotel". Die Anlage hat zwei Swimmingpools,  mehrere Hot Pots, einen Whirlpool und Wassermassagen. Die Pools werden nicht stark genutzt, man hat sie oft für sich allein. Also: ich war um 16:00 Uhr zurück, mein Bus ging erst um sechs, ich war also zum zweiten Mal heute baden. Diesmal in den gepflegten Pools der Naturheilklinik (man sagt, der besten des Landes).
Die Zusammenstellung des Tages: 5 Stunden besichtigen und wandern, zwei Stunden baden - so lässt es sich gut leben :-).

Ich dachte ich bleibe im Ort zwei Tage, blieb aber nur einen. Gestern bin ich ohne Reservierung hingekommen, der Ort war (typisch) wie ausgestorben, Unterkünfte hier kaum vorhanden. Die Tourist Info schließt um 17:00 Uhr, ich war erst nach 18:00 Uhr da. Ich war leicht verzweifelt. Ich ging dann zu dem Guesthouse, wo ich ursprünglich übernachten wollte, das aber ausgebucht war. Die Besitzerin telefonierte für mich die hiesigen Unterkünfte durch und das einzige, was frei war und nicht Fortune gekostet hat, war ein Zimmer in der Gesundheits- und Rehabilitationsklinik, die seit kurzem Zimmer auch für Nichtkurgäste vermietet. Es war das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis, das ich in den drei Wochen hatte: umgerechnet 94 Euro für ein Zimmer ohne eigenes Bad, mit der Einrichtung aus den 80ern! Das Frühstück war inkludiert, aber, da es sich um eine Naturheilanstalt mit super gesunder Küche handelt, gab es keinen Kaffee und sonst nur vegetarische Sachen. Und nicht gerade viel Auswahl, aber Lebertran zum Trinken...
Gut dass ich meinen rescue-nescafe mit habe, nach dem Frühstück machte ich mir einen Kaffee im Zimmer. Das Gute an dem Zimmer war aber, dass ich eben gestern Abend und heute Nachmittag baden konnte. Das war schön und sehr entspannend, vor allem die Wassermassagen.
Die supergesunden Schlammbehandlungen und (Hand)Massagen habe ich nicht bekommen - die wären extra zu zahlen.
Seljalandsfoss
Seljalandsfoss - hinter der Bühne
Gestern, auf dem Weg von Skogar nach Hveragerdi haben wir noch einen kurzen Stopp beim  Seljalandsfoss (66 m hoch) gemacht. Für mich war das der erste Wasserfall, den ich von hinten gesehen habe. Leider aber nur ganz kurz und schon mussten wir unsere Reise fortsetzen...


Jetzt bin ich schon wieder in Reykjavik und übernachte wieder in "meinem" Hotel. Morgen in der Früh mache ich einen Tagesausflug nach Thingvellir (oder Pingvellir, das P hat das Baucherl in der Mitte und wird als englisches th ausgesprochen). Am Anfang der Reise wollte ich einen Tag dort übernachten, aber ohne Zelt ging es nicht. Jetzt habe ich ca. 7 Stunden für die Gegend. Es ist der Grabenbruch zwischen den tektonischen Platten von Nordamerika und Eurasien.

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